AIUIF unterstützt Recycling von Verbundmaterialien
Frankfurt, im Juni 2022 – Aluminium-Verbundmaterialien erschließen neue Potentiale bei Ressourceneffizienz und Klimafreundlichkeit: Sparsamer Materialeinsatz, geringes Gewicht sowie hervorragende Produkt- und Verarbeitungseigenschaften sorgen für stetig steigende Beliebtheit von Alu-Verbundprodukten in der Architektur, der Werbetechnik sowie im Verkehrssektor und in der Industrie. Die Recycling-Initiative AIUIF e.V. führt jetzt führende Verbundmaterial-Hersteller, Recyclingunternehmen und die Sammelpartner des AIUIF zusammen. Gemeinsames perspektivisches Ziel ist die Etablierung eines geschlossenen Wertstoffkreislaufs für alle Komponenten von Alu-Verbundmaterialien.
Ein gemeinsamer Arbeitskreis wird Kriterien und Strategien erarbeiten, damit auch Aluminium-Verbundmaterialien im Rahmen hochwertiger geschlossener Wertstoffkreisläufe recycelt werden können. „Unser gemeinsames Ziel ist es“, so der Vorstandsvorsitzende des AIUIF, Walter Lonsinger, “die Nachhaltigkeit von Verbundmaterialien weiter zu erhöhen und zu stärken.“
Alu-Verbundmaterial besteht aus zwei Leichtmetall-Deckschichten mit Stärken zwischen 0,2 und wenigen Millimetern sowie einer Kernschicht aus Polyethylen oder Mineralstoffen. Die Außenseiten können beidseitig lackiert, bedruckt oder foliert werden. Zu den jüngsten Anwendungen von Alu-Verbundmaterial gehören Verkehrsschilder. Seit 2020 sind Alu-Verbundmaterialien für Kleinschilder zugelassen, eine Zulassung für Großschilder, zum Beispiel für Autobahnen, wird in den nächsten Monaten erwartet, erläutert Moritz Pieper, Key Account Manager des Geschäftsbereichs Traffic Solutions bei der 3A Composites GmbH in Singen.
Verkehrsschilder aus Alu-Verbundmaterial sind rund 30 Prozent leichter als Schilder aus Voll-Aluminium und rund 70 Prozent leichter als Schilder aus Stahl. Trotz der signifikanten Materialersparnis ist bei gleichbleibendem Gewicht die Biegesteifigkeit von Verbundmaterial deutlich höher, was neue Konstruktionsweisen mit weniger Aussteifungen ermöglicht. Werden die Schilder am Ende der Lebensdauer so recycelt, dass sowohl das Aluminium wie auch die Kernschicht wieder zur Herstellung neuer Verbundmaterialien verwendet werden, bieten Aluminium-Verbundmaterialien ein Höchstmaß an Nachhaltigkeit.
In den zurückliegenden Jahren wurden verschiedene leistungsfähige Verfahren zur Trennung und Recycling von Verbundmaterialien entwickelt und erprobt. Dazu zählen Schneid- und Spaltverfahren, durch die das Verbundmaterial zerlegt wird, oder das Schreddern, erläutert Roman Schindler, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer der D.A.R. Metall AG in Rockensussra (Thüringen).
Die Verwendung von Alu-Verbundmaterialien ist so breit und vielfältig, dass angesichts hoher Rohstoff- und Energiepreise die Einführung geschlossener Wertstoffkreisläufe für Alu-Verbundmaterial aus allen Verwendungsbereichen angestrebt werden sollte, erklärt Walter Lonsinger. Dazu zählen Fassaden und Produkte aus der Heizungs- und Sanitärbranche, aber auch Komponenten aus dem Verpackungs- und Automotivbereich.
Bisher wird nur ein geringer Mengenstrom von Alu-Verbundmaterialien aus Rückbauprojekten dem Recycling zugeführt. Die Zusammenarbeit mit dem AIUIF könnte eine flächendeckende Erfassung von Alu-Verbundmaterialien am Ende ihres Lebenszyklus oder aus der Verarbeitung und die Erfassung dieser Mengen durch die leistungsstarken Sammelpartner des AIUF realisieren. Im Rahmen eines Pilotprojekts soll jetzt geklärt werden, ob diese Zielsetzungen in der Realität umgesetzt werden können.
Für den AIUIF wäre es ein weiterer Erfolg und für die Nachhaltigkeit der Anwendung ein großer Sprung, wenn in Zukunft auch Alu-Verbundmaterial energie- und ressourceneffizient im Kreislauf geführt wird, wie dies der AIUIF bereits erfolgreich im Bereich von Fenstern und Fassaden leistet.
Ihre Pressemeldung steht online unter https://www.gebaeudehuelle.net/die-fassade/fassade-aktuell/aiuif-unterstuetzt-recycling-von-verbundmaterialien
A/U/F-Vorstandsvorsitzender besucht Logistik-Standort Gerstungen
Frankfurt am Main / Gerstungen – Die Unternehmenseinheit Hydro Buildung Systems mit seinen Marken Sapa, Technal und WICONA zählt zu den bedeutenden Mitgliedern des A/U/F und verfolgt im Kontext des weltweit tätigen Hydro-Konzerns zielstrebige Umwelt- und Nachhaltigkeitsziele. Anlässlich eines Besuchs des Logistik Centers von Hydro Building Systems im thüringischen Gerstungen machte sich der A/U/F-Vorstandsvorsitzende Walter Lonsinger ein Bild von der Recyclingstrategie des Unternehmens und der konkreten Wiederverwertung hochwertiger Aluminiumschrotte.
Der Service- und Logistik-Standort Gerstungen in Thüringen – verkehrsgünstig an der Grenze zu Hessen gelegen – versorgt den deutschen und europäischen Markt mit Aluminiumprofilen und Zubehörteilen und bereitet Warentransporte für den Mittleren Osten und Asien vor.
Die am Logistik-Standort in Gerstungen anfallenden Produktions- und Verarbeitungsschrotte aus dem Zentrallager von WICONA-Bausysteme werden gesammelt und über einen Sammelpartner des A/U/F in den geschlossenen Wertstoffkreislauf für Knetlegierungen zurückgeführt. „Wir sind mit der Zusammenarbeit, der Organisation und den Abläufen im A/U/F-Kreislaufsystem sehr zufrieden,“ erklärte Plant Manager Nunzio Campisi beim Rundgang über die Anlage.
Es gehört zum Selbstverständnis von Hydro Building Systems, Aluminium als Energiebank zu betrachten. Aluminium kann unbegrenzt wiederverwendet werden und der Umschmelzprozess benötigt lediglich fünf Prozent der Anfangsenergie, die zur Herstellung von Primäraluminium verwendet wird. Durch das Recycling von einer Tonne Aluminium werden sechs Tonnen Bauxit und neun Tonnen CO2 eingespart. Weltweit vermeidet das Recycling von Aluminium nach Berechnungen des Hydro-Konzerns jedes Jahr mehr als 100 Millionen Tonnen CO2.
Beim Recycling in geschlossenen Wertstoffkreisläufen, wie ihn der A/U/F für den Baubereich organisiert, werden die Eigenschaften und die Qualität des Werkstoffs vollständig erhalten, sagte Lonsinger zum Abschluss seines Besuchs in Gerstungen und dankte den Mitarbeitern vor Ort für ihr Engagement bei der Wiederverwertung des am Standort anfallenden Aluminiums.
Trendsetter – Interview mit Walter Lonsinger
Frankfurt, 29. März 2022 – Über die Recyclinginitiative AIUIF wird knapp die Hälfte der in Deutschland anfallenden Aluminiumschrotte aus dem Baubereich einem geschlossenen Wertstoffkreislauf zugeführt. Damit wird der energiesparende, ressourceneffiziente und umweltgerechte Umgang mit Aluminium gefördert. Das bringt Vorteile für die Umwelt, aber auch für die Mitglieder des AIUIF. Im Interview erläutert der AIUIF-Vorstandsvorsitzende Walter Lonsinger die positiven Aspekte.
?: Herr Lonsinger, der AIUIF e.V. hat das Ziel, Aluminiumschrotte aus Bauvorhaben gezielt einzusammeln, um das Material wiederzuverwerten, damit daraus neue Fenster, Türen und Fassaden entstehen können. Die aktuellen Umweltschutz- und Klimaziele kommen Ihnen entgegen. Liegt AIUIF im Trend?
Walter Lonsinger: Ja, das könnte man auf den ersten Blick so sehen. Aber wir verfolgen das Ziel, Aluminiumschrotte aus Bauanwendungen zu recyceln, schon seit mehr als 30 Jahren. Dementsprechend haben sich sowohl unsere Mitgliederzahlen als auch die gesammelten Altmetallmengen positiv entwickelt. Trotz der negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie stieg die Zahl der Mitglieder auf mehr als 225 Betriebe. Dafür sind mehrere Ursachen erkennbar: Metallbauer erkennen, dass eine seriöse Bilanzierung von Schrotten und Abfällen in der Produktion, bei Abbruch und Sanierung sowie beim Neubau ein wichtiger Wettbewerbsvorteil bei Ausschreibungen und Aufträgen ist.
Ein zweiter Aspekt sind der Materialwert und die besonderen Recycling-Eigenschaften des Leichtmetalls. Die Schrotte können ohne Qualitätsverlust wieder aufbereitet werden. Der Energieaufwand dafür ist gering. So entstehen neue Produkte mit einem entsprechend niedrigeren CO2-Fußabdruck. Das passt tatsächlich genau zu den Themen unserer Zeit.
Die über den AIUIF bilanzierte Menge an Aluminiumschrotten aus dem Baubereich wuchs um rund 30.000 Tonnen. Unsere Jahres-Gesamtmenge stieg damit 2021 auf etwas mehr als 75.000 Tonnen. Damit erreichen wir über AIUIF einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent.
?: Aktuell explodieren die Preise für Aluminium. Gilt das auch für recycelte Leichtmetalle?
Walter Lonsinger: Wir unterscheiden zwischen Primär- und Sekundärmetall. Beides ist weltweit begehrt. Der russische Angriffskrieg wird die Situation verschärfen. Europa wird kein Primäraluminium aus Russland mehr importieren. Entsprechend wird das Recycling von ausgedienten Bauprodukten aus Aluminium an Bedeutung gewinnen. Aber dieser Trend war auch in der Vergangenheit bereits erkennbar. In Deutschland hat die Produktion von Sekundäraluminium in den ersten sechs Monaten des letzten Jahres um etwa 20 Prozent auf über 300.000 Tonnen zugenommen. In gleichen Zeitraum ist die Herstellung von Primäraluminium um drei Prozent auf knapp 260.000 Tonnen zurückgegangen.
?: Sie haben sich mit dem AIUF dem Recycling von Bauprodukten aus Aluminium verschrieben. Was hat es damit auf sich?
Walter Lonsinger: Unser Ziel ist es, die Klimaverträglichkeit der Bauprodukte zu verbessern und die Energie-Effizienz in diesem Segment zu steigern. Wir achten deshalb darauf, dass die Bauschrotte in geschlossenen Wertstoffkreisläufen geführt werden. Damit vermeiden wir Qualitätsverluste und schöpfen die Einsparpotenziale bei Energie und Emissionen optimal aus. Leichtmetall-Legierungen, die für Fenster, Türen und Fassaden verwendet werden, sind sehr hochwertig. Das ist ein Grund, weshalb wir uns auf diesen überschaubaren Markt konzentriert haben.
?: Eine umfassende Kreislaufwirtschaft und effiziente Rohstoffverwendung kann wesentliche Beiträge zum Klimaschutz sowie zur Rohstoffversorgungssicherheit leisten. Der 2021 vorgelegte Europäische Grüne Deal hatte große Erwartungen geweckt?
Walter Lonsinger: Der Green Deal soll durch das Maßnahmenpaket „Fit für 55“ in konkrete Rechtsakte der EU umgesetzt werden. Schwerpunkte sind der Handel mit Emissionszertifikaten, der weitere Ausbau erneuerbarer Energie und Maßnahmen im Verkehrsbereich. Gebäudeeffizienz und Kreislaufwirtschaft stehen leider, und für uns nicht ganz verständlich, nicht mehr so sehr im Zentrum der Umsetzung des Green Deal.
?: Was bedeutet das?
Walter Lonsinger: Wir werden unsere Anstrengungen zum Ausbau der Kreislaufnutzung von Aluminium im Baubereich weiterhin eigenständig fortführen und verstärken. Denn ich befürchte, die Automobilindustrie wird den Bedarf an Aluminium-Knetlegierungen für Profile und andere Bauteile im Zuge des Ausbaus der Elektromobilität und des Leichtbaus deutlich ausweiten und ihre sektorale Marktmacht möglicherweise zu Lasten des Baubereichs einsetzen. Ich appelliere an Bauherren, Planer und Architekten, sich mit uns für den Ausbau geschlossener Kreislaufsysteme im Baubereich zu engagieren.
?: Mit dem AIUIF-Konzept ist Deutschland ein Vorreiter. Gibt es andere europäische Organisationen nach dem Vorbild des AIUIF?
Walter Lonsinger: Ich weiß, dass es in Österreich, der Schweiz und anderen europäischen Staaten Initiativen gibt, Modelle nach dem Vorbild des AIUIF zu organisieren. Selbstverständlich führen wir einen Dialog mit den europäischen Verbänden der Aluminiumindustrie. Wir stellen aber ausschließlich unser Know-how zur Verfügung.
?: Betrachten wir also den Baubereich. Wo sehen Sie Möglichkeiten oder besser Notwendigkeiten, das Recycling von Aluminium weiter zu fördern?
Walter Lonsinger: Alle Aluminiumschrotte aus Bauanwendungen werden recycelt. An dieser Stelle geht kein Kilogramm verloren. Dazu ist der Schrott zu wertvoll. Wie schon gesagt, geht es uns darum, das Material nachweislich in einem geschlossenen Kreislauf zu führen, um sicherzustellen, dass aus Bauprofilen wieder Bauprofile entstehen. Hilfreich ist zum Beispiel bei Ausschreibungen und Auftragsvergaben die Forderung nach recyceltem Leichtmetall. Wir konnten Bauherren und Architekten bereits dafür sensibilisieren. Wir stellen dafür Formulierungen und Ausschreibungstexte zur Verfügung. Vor allem öffentliche Bauherren fordern wir auf, sich für die Stärkung des geschlossenen Wertstoffkreislaufs einzusetzen. Je mehr Altmaterial in den Kreislauf eingebracht wird, desto höher kann der Anteil an Sekundärmetall bei neuen Produkten ausfallen. Hier sind wir aber abhängig von den Vorgaben aus Politik und Verwaltung. Die Förderung der Kreislaufwirtschaft mit Nachweisen als
Voraussetzung für Auftragsvergaben sind noch stark ausbaufähig.
?: Wie können die Mitglieder des AIUIF nachweisen, dass sie sich an solche Vorgaben halten?
Walter Lonsinger: Alle unsere Mitglieder werden jährlich überprüft und erhalten ein Zertifikat, das bestätigt, dass sie sich für diesen Wertstoffkreislauf und Nachhaltigkeit einsetzen. Die steigende Zahl unserer Mitgliedsbetriebe spricht eine deutliche Sprache.
?: Sehen Sie die Mitgliedschaft bei AIUIF auch als eine Art „Qualitätsmerkmal“ für Metallbau-Unternehmen?
Walter Lonsinger: Durchaus! Nachhaltigkeit und Öffentlichkeitsarbeit sind auch für Metallbau-Unternehmen wichtige Instrumente, mit denen sich Betriebe von ihren Wettbewerbern unterscheiden. Ich weiß, dass sich viele Handwerksbetriebe umfangreich für Natur- und Klimaschutz engagieren. Der Metallbau ist eines der wichtigsten Gewerke am Bau und trägt maßgeblich zu Innovationen in der modernen Gebäudetechnik bei. Fenster und Fassaden sind wesentliche Faktoren bei der Energieeinsparung und -Gewinnung. Das Engagement für den Wertstoffkreislauf bei Aluminium ist nur ein kleiner Schritt, um die Erwartungen von Markt und Kunden sichtbar zu machen. Interessierte Betriebe können sich auf unserer Webseite https://a-u-f.com informieren und den Aufnahmeantrag herunterladen.
?: Herr Lonsinger, vielen Dank für das Gespräch.
11. AIUIF-Mitgliederversammlung am 20.Oktober 2021 in Frankfurt/Main
AIUIF Recycling-Volumen für
Aluminium steigt auf Rekordniveau
Wertstoffkreislauf für Aluminium im Baubereich setzt sich durch / Recycling-Initiative stärkt Nachhaltigkeit des Werkstoffes
Frankfurt, 22. Oktober 2021 – Knapp die Hälfte des im inländischen Bausektor anfallenden Aluminium-Altmaterials wird aktuell im geschlossenen Wertstoffkreislauf neuen Anwendungen im Fenster- und Fassadenbereich zugeführt, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Recycling-Initiative AIUIF e.V.,
Walter Lonsinger, anlässlich der diesjährigen Mitgliederversammlung in Frankfurt/Main.
Die positive Mengenentwicklung sowie Stabilität bei den Mitgliederzahlen wurden wesentlich dadurch bestimmt, dass die Baubranche zunächst nicht so dramatisch von der Corona-Pandemie betroffen war wie andere Wirtschaftsbranchen, erläuterte Lonsinger. Auch wenn das Niveau der vergangenen Jahre noch nicht wieder erreicht werde, so sei doch die Wirkung der öffentlichen Investitionen erkennbar. Es sei trotzdem eine große Überraschung, so Lonsinger, dass im ersten Halbjahr 2021 mit 44.366 Tonnen fast annähernd so viel Aluminium-Schrotte vom AIUIF erfasst und zurück in den Wertstoff-Kreislauf gebracht wurden wie im gesamten Vorjahr (2020 gesamt: 45.642 Tonnen). Dies sei ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass die nachhaltige Verwendung von Aluminium im Baubereich auf breiter Front voranschreite.
Die Mitgliedsunternehmen des AIUIF verpflichten sich, Aluminium aus ihrer Produktion sowie aus dem Rückbau oder dem Abbruch von Gebäuden einem geschlossenen Wertstoffkreislauf zuzuführen. Damit gewährleisten sie, dass hochwertige Werkstofflegierungen praktisch ohne Energieverlust und Klimabelastung zur Herstellung von neuen Bauelementen im Fenster- und Fassadenbereich eingesetzt werden und wertvolle Schrotte nicht ins Ausland abfließen.
Derzeit zählt der AIUIF insgesamt 216 Mitgliedsunternehmen, darunter etwa 160 Metallbaubetriebe und 10 Umweltpartner im Bereich Entsorgung und Aufbereitung. Weiterhin gehören dem Verein alle wichtigen Systemhäuser des Fenster- und Fassadenbereichs sowie etwa 50 Planer und Architekten an.
Neben der Bilanzierung der dem geschlossenen Wertstoffkreislauf zugeführten Schrottmengen widmet sich die Recycling-Initiative Fragen der Bauökologie sowie der Stärkung der Ressourcenschonung im Baubereich. Einen besonderen Arbeitsschwerpunkt bildet der Dialog mit Bau-, Umwelt- und Planungsbehörden auf kommunaler Ebene, wenn Vorbehalte oder Fragen zum Einsatz von Aluminium bestehen. Lonsinger appellierte an Planer und Architekten sowie an öffentliche und private Bauherren, bei ihren Projekten auf eine nachhaltige Verwendung des Werkstoffs Aluminium zu achten. Es könne und müsse noch mehr Altmaterial in den geschlossenen Wertstoffkreislauf geführt werden, damit der Anteil von umweltfreundlich gewonnenem Sekundärmetall in neuen Bauelementen weiter ansteige.
Foto AIUIF-Mitgliederversammlung 2021 in der Geschäftsstelle in Frankfurt/Main
von links nach rechts:
Pierre Schlosser (Technoform Bautec Kunststoffprodukte GmbH)
Eduard Günder (REYNAERS GmbH)
Manfred Hebel (RAICO Bautechnik GmbH)
Markus Schulz (IBS Fassadentechnik GmbH)
Hugo Philipp (KBM-Philipp GmbH)
Ulrike Döbel (A|U|F e.V.)
Walter Lonsinger (A|U|F e.V.)
Christoph Wahl (HD Wahl GmbH)
Thomas Utsch (GLASSLINE GmbH)
Jürgen Einck (Drees & Sommer SE)
Hans Dieter Wahl (HD Wahl GmbH)
Werner Jager (Hydro Building Systems Germany GmbH)
Thomas Lauritzen (Schüco International KG)
Foto: Wieland Kramer
A|U|F unterstützt Dialogplattform Recyclingrohstoffe
Mit der von der Bundesregierung ins Leben gerufenen Dialogplattform Recyclingrohstoffe wird ein großer Schritt in Richtung einer wertstoffbezogenen Kreislaufwirtschaft möglich, die für mehr Ressourceneffizienz und stärkeren Klimaschutz sorgen wird, erklärte der A|U|F-Vorstandsvorsitzende Walter Lonsinger im Anschluss an die digitale Auftaktveranstaltung (17.06.2021) der von der Bundesanstalt für Geowissenschaften in Hannover koordinierten Initiative.
Deutschland hat sich in seiner Rohstoffstrategie zur verstärkten Gewinnung von Sekundärrohstoffen bekannt und die Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Baustein des europäischen Green Deal mit dem Ziel, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen. Mit der Dialogplattform sollen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft enger vernetzt werden und die Nutzung von Recyclingrohstoffen bei mineralischen, metallischen und den sogenannten kritischen Rohstoffen ausgeweitet werden.
Der A|U|F-Vorstandsvorsitzende verwies auf den hohen Anteil von Sekundäraluminium im Baubereich und die stetig steigenden Mengen, die im Rahmen des vom A|U|F organisierten und überwachten Wertstoffkreislaufs wiederverwertet werden. Mit der aktuellen Wertstoff-Studie erfülle der A|U|F bereits heute vorbildlich die von Experten geforderte Datentransparenz.
Studie zur Wiederverwertung von Aluminium im Baubereich schafft Transparenz
Ressourceneffizienz beim Bauen wird zum Schlüsselfaktor
Interview mit Walter Lonsinger, dem Vorstandsvorsitzenden der Initiative Aluminium und Umwelt im Fenster- und Fassadenbau (AIUIF)
Frankfurt, 20. Mai 2021 – Knappe heimische Ressourcen, Probleme bei den Lieferketten, Wettbewerb um kritische Rohstoffe – unsere Versorgung mit Rohstoffen steht vor einigen aktuellen Problemen. Betroffen sind nicht nur Hoch- und Zukunftstechnologien. Auch der Bereich Wohnen und Gebäude ist von Rohstoffen abhängig. Aktuelles Beispiel sind Verknappungen beim Rohstoff Holz. Im Interview spricht der AIUIF-Vorstandsvorsitzende Walter Lonsinger über die aktuellen Probleme der Rohstoffversorgung und eine neue Wertstoff-Studie, die die Mengenströme für Aluminiumschrotte im Baubereich erfasst.
Herr Lonsinger, steht die Baubranche vor einem Rohstoffproblem?
Walter Lonsinger: Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass wir in vielen Lebensbereichen von der hinreichenden Versorgung mit Rohstoffen abhängig sind. Es geht nicht nur um die Versorgung mit seltenen Mineralien oder Metallen für unsere High-Tech-Industrien. Deshalb müssen wir uns umfassend und nachhaltig um unsere Rohstoffversorgung in allen Verwendungsbereichen kümmern. Holz, um das aktuelle Beispiel aufzugreifen, ist ein wunderbarer Rohstoff. Holz ist nachhaltig und hat eine ausgezeichnete Klimabilanz. Es lässt sich konstruktiv innovativ und vielfältig verarbeiten. Aber Holz lässt sich nicht in geschlossenen Wertstoffkreisläufen wiederverwerten. Wenn die nachhaltige Forstwirtschaft unverschuldet vor Problemen steht, wie aktuell durch Trockenheit oder Schädlingsbefall, gerät der Markt in Schieflage. Das ist beim Werkstoff Aluminium grundsätzlich anders. Konsequentes Recycling innerhalb geschlossener und zertifizierter Kreisläufe sichert den Markt gegenüber Preis- und Versorgungsrisiken ab, spart Energie und entlastet das Klima.
Gilt das auch in Zeiten der Corona-Pandemie?
Walter Lonsinger: Zu unserer großen Überraschung entwickeln sich sowohl unsere Mitgliederzahlen wie auch die Mengen außerordentlich positiv. Im Verlaufe des ersten Quartals 2021 stieg die Zahl der Mitglieder auf rund 220. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass eine seriöse Bilanzierung von Schrotten und Abfällen in der Produktion, bei Abbruch und Sanierung sowie beim Neubau ein wichtiges Merkmal im Wettbewerb um Ausschreibungen und Aufträge sind. Die Mitgliedschaft in einer Organisation, die sich der Ressourceneffizienz widmet, wird immer wertvoller für die Unternehmen. Gerade in der Zeit der Corona-Pandemie hat es sich auch gezeigt, dass wir uns darum kümmern müssen, dass die anfallenden Schrotte innerhalb Europas im Kreislauf verbleiben und nicht in ferne Länder exportiert werden sollten.
Und bei der Mengenentwicklung…
Walter Lonsinger: …gab es einen großen Sprung nach oben. Die über den A|U|F bilanzierte Menge an Aluminiumschrotten aus dem Baubereich wuchs um rund 10.000 Tonnen. Unsere Jahres-Gesamtmenge stieg damit 2020 auf etwas mehr als 45.000 Tonnen. Damit nähert sich der Marktanteil des über den A|U|F organisierten Volumens der Marke von 50 Prozent.
Die EU und auch Deutschland verknüpfen ihre klimapolitischen Ziele zunehmend mit der Ressourceneffizienz und der Kreislaufwirtschaft. Kommt Ihnen diese Entwicklung zugute?
Walter Lonsinger: Der europäische Green Deal musste hinter der Pandemiebekämpfung zunächst zurückstehen. Jetzt nimmt die europäische Klimapolitik wieder Fahrt auf. Deutschland hat sich durch das Klimaschutzgesetz und seine aktuelle Neufassung eng an die neuen europäischen Klimaziele angelehnt. Klimaneutralität bis 2050 ist kein abstraktes Fernziel mehr, konkrete Zwischenziele müssen erreicht werden. Bisher haben wir die europäischen und die nationalen Klimaziele vor allem durch Emissionsreduktionen in der Energiewirtschaft und bei energieintensiven Unternehmen erreicht. Der Kohleausstieg wird uns bis 2030 noch einmal einen großen Schritt voranbringen. Aber das allein wird nicht reichen.
Was meinen Sie konkret?
Walter Lonsinger: Ich sehe im Gebäudebereich ein großes Potenzial. Allerdings reichen dazu Appelle an Bauherren und Eigentümer sowie Förderprogramme nach dem Gießkannen-Prinzip allein nicht aus. Sowohl die Ressourceneffizienz wie auch die Kreislaufwirtschaft bieten große bis sehr große Treibhausgas-Senken. Sie zu heben ist Aufgaben aller, die an den jeweiligen Wertschöpfungsketten beteiligt sind. Insbesondere die Kreislaufwirtschaft ist ohne das Zusammenspiel vieler Akteure nicht vorstellbar.
Damit sind wir beim A|U|F?
Walter Lonsinger: Genau! Der A|U|F verknüpft Metall-, Fenster- und Fassadenbauunternehmen, Abbruch- und Demontageunternehmen, Schrotthändler und Entsorger, Verwertungs- und Aufbereitungsbetriebe, Remelter, Presswerke und Systemhäuser. Aber das ist nicht alles. Durch unsere regelmäßig aktualisierte Wertstoff-Studie bilden wird tonnenscharf die Mengenströme ab und schaffen damit eine Transparenz, die ziemlich einmalig ist.
Über welchen Markt sprechen wir eigentlich?
Walter Lonsinger: In Deutschland fallen pro Jahr etwa 110.000 Tonnen Aluminiumschrotte im Baubereich an. Davon stammt knapp ein Drittel aus Produktion und Verarbeitung. Der Anteil dieser Pre-Consumer Schrotte nimmt pro Jahr nur um etwa 0,9 Prozent zu, was auf eine hohe Effizienz bei der Herstellung und Verarbeitung von Aluminiumprofilen hinweist. Dennoch ist es wichtig, bereits bei den herstellenden und verarbeitenden Unternehmen mit dem Recycling innerhalb eines geschlossenen Wertstoffkreislaufs zu beginnen und die hochwertigen Schrotte nicht im allgemeinen Recycling zu verlieren.
Und der Rest?
Walter Lonsinger: Zwei Drittel des Aufkommens von Aluminiumschrotten im Hochbaubereich fallen als Post-Consumer-Bereich oder „End of Life“ an, also im Wesentlichen bei Abbruch, Entkernung und Demontage. Hier steigen die Mengen jahresdurchschnittlich um knapp fünf Prozent an und hier liegt das von mir angesprochene Potenzial der Zukunft. Allein zwischen 2014 und 2019 hat sich die Menge um 29 Prozent erhöht.
Können Sie das auch in Volumen formulieren?
Walter Lonsinger: Gerne, unsere Studie ermittelt Informationen bis ins Detail. Die Unternehmen des Metall-, Fenster- und Fassadenbaus liefern insgesamt rund 28.800 Tonnen Schrotte an, das sind im Durchschnitt etwa 20 bis 25 Tonnen pro Betrieb und Jahr. Von der Gesamtmenge stammen etwas mehr als 20.000 Tonnen aus dem Pre-Consumer-Bereich, also der Verarbeitung. an. Bei Abbruch, Entkernung und Demontage fallen insgesamt knapp 64.000 Tonnen an. Diese Menge stammt naturgemäß ausschließlich aus dem Post-Consumer-Bereich. Den Rest, also knapp 16.000 Tonnen machen Pre-Consumer-Schrotte aus dem Bereich Profilhersteller und Systemhäuser aus.
Welche Anwendungsbereiche liefern die meisten
Schrotte?
Walter Lonsinger: Sowohl bei den Pre- wie bei den Post-Consumer-Schrotten bilden die Fenster mit jeweils etwa der Hälfte des Aufkommens den größten Anteil. Bei den Pre-Consumer-Schritten folgen Türen und Tore mit etwa einem Viertel, sowie Fassaden Dächer und Außenwandverkleidungen mit zehn bis 20 Prozent. Gut zehn Prozent entfallen auf Sonnen- und Regenschutz Anlagen sowie Inneneinrichtungen. Bei den Post-Consumer-Schrotten folgen auf die Fenster mit einem Anteil von 25 bis 35 Prozent Fassaden, Dächer und Außenverkleidungen. Türe und Tore sowie Innenausstattung kommen jeweils auf etwa zehn Prozent.
Damit ist die Aufkommensstruktur bei den Aluminiumschrotten aus dem Hochbaubereich recht heterogen. Wie sieht es bei der Aufbereitung und Wiederverwertung aus?
Walter Lonsinger: Das von uns mit der Wertstoffstudie beauftragte Unternehmen Conversio hat ermittelt, dass die Unternehmen des Metall-, Fenster- und Fassadenbaus etwas mehr als die Hälfte ihrer Schrotte direkt an Aufbereiter weitergeben. Etwas weniger als die Hälfte geht an Schrotthändler und Entsorger. Wir gehen davon aus, dass die gesamte Menge nahezu vollständig im Inland verbleibt und einer Wiederaufbereitung unterzogen wird. Bei Abbruch, Entkernung und Demontage gehen allerdings nur etwa 17 Prozent direkt an Aufbereiter und 82 Prozent an Schrotthändler und Entsorger. Diese geben zwar rund 70 Prozent weiter an Aufbereiter, aber es kommt auch zu einem nennenswerten Abfluss ins Ausland. Besonders hoch liegt der Anteil bei den sauberen und begehrten Pre-Consumer-Schrotten. In Summe fließen derzeit etwa 16 Prozent der in Deutschland anfallenden Aluminiumschrotte aus dem Baubereich ins Ausland ab. Diesen Anteil sollten wir minimieren, indem die Kooperation zwischen Entsorgern und Aufbereitern gestärkt wird.
Und welche Rolle spielt der A|U|F dabei?
Walter Lonsinger: Von den in Deutschland aufbereiteten Schrotten, die der Wiederverwertung zugeführt werden, sind derzeit etwa 46 Prozent durch den A/U/F erfasst und zertifiziert. Das heißt aus alten Profilen für den Baubereich werden neue Profile für den Baubereich. Die Qualität der Legierungen bleibt erhalten, der Energieaufwand sinkt und die Klimabilanz wird verbessert. Die aktuelle Entwicklung der durch den A|U|F bilanzierten Mengen sowie die Erwartung eines Marktwachstums von drei bis vier Prozent pro Jahr geben Anlass zu Optimismus.
Offenbar fragt der Markt Sekundärmaterial verstärkt nach, welche Perspektiven haben Profile aus Primäraluminium?
Walter Lonsinger: Wir sollten Primär- und Sekundärmetalle nicht gegeneinander ausspielen, sondern sie als komplementäre Partner in einem Gesamtsystem sehen. Aluminium ist eine relativ junges Metall in der Anwendung und die Ressourcen des Urban Mining können die steigende Nachfrage nicht vollständig decken. Es geht um eine Optimierung: soviel Sekundärmetall aus geschlossenen Wertstoffkreisläufen wie möglich und eine bedarfsgerechte Versorgung mit Primärmetall, das so energieeffizient und klimaschonend wie möglich erzeugt werden sollte.
Wie gehen Sie konkret vor?
Walter Lonsinger: Wir ermuntern derzeit schwerpunktmäßig den Bund, die Länder und vor allem die Kommunen, die Wiederverwertung von Aluminiumschrotten innerhalb eines geschlossenen Wertstoffkreislaufs zu fördern, anstatt restriktiv mit Anwendungseinschränkungen oder gar Verboten zu agieren. Unsere Überzeugungsarbeit zeigt Wirkung wie uns ausführende Firmen, Architekten und Planer versichern.
AIUIF unterstützt Bündnis für mehr Klimaschutz im Bausektor
Frankfurt, 3. Februar 2021 – Mit einem gemeinsamen Aufruf haben sich zahlreiche Organisationen, Bündnisse und Einzelpersonen an die Bundesregierung gewandt, um die klimafreundliche Errichtung, die Erhaltung sowie den nachhaltigen Rückbau von Gebäuden zu forcieren. Zu den Mitunterzeichnern gehört auch die Recycling-Initiative AIUIF e.V..
„Bisher“, so der AIUIF-Vorstandsvorsitzende Walter
Lonsinger, „steht vorwiegend die Nutzungsphase von Gebäuden im Vordergrund. Die Betrachtung von Nachhaltigkeit und Klimawirksamkeit über den gesamten Lebenszyklus wird noch zu wenig beachtet, obwohl der Bausektor mit seinen vor- und nachgelagerten Prozessen einen Anteil von rund acht Prozent an den nationalen Treibhausgas-Emissionen hat“.
Der Aufruf „Den ganzen Lebenszyklus beim Bauen in den Blick nehmen – eine Schlüsselfrage für den Klimaschutz“ zählt mehr 60 Unterzeichner und wurde von der Deutschen Umwelthilfe organisiert. Mit dem Aufruf fordert das Bündnis, die öffentliche Förderung von Gebäuden stärker am gesamten Lebenszyklus des Gebäudes auszurichten. Das Bündnis macht darauf aufmerksam, dass ein typischer Neubau die Hälfte seines Energieverbrauchs und seiner CO2-Emissionen bereits vor der ersten Nutzung verursacht. Für die Umsetzung ambitionierter Klimaziele und vor allem im Hinblick auf die bis 2050 angestrebte Klimaneutralität muss dringend der gesamte Lebenszyklus von Gebäuden in den Blick genommen werden: „Es gibt im Bausektor ein großes Potenzial für den Schutz von Ressourcen und Klima,“ erklärte Walter Lonsinger, „der AIUIF sorgt derzeit dafür, dass bereits mehr als ein Drittel der im Baubereich anfallenden Aluminiumschrotte einem produktbezogenen Wertstoffkreislauf zugeführt werden.
Die Unterzeichner des Aufrufs weisen darauf hin, dass etablierte Verfahren die Maßstäbe für eine am Lebenszyklus von Gebäuden orientierte Bewertung setzen. Die Bundesregierung müsse mit der zum Jahresbeginn gestarteten „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ nachhaltiges Bauen in die Breite tragen. Auch muss das Gebäude-Energie-Gesetz so überarbeitet werden, dass es Anforderungen an Gebäude formuliert, die sich auf die Umweltwirkungen über den gesamten Lebenszyklus beziehen. Nur so können die enormen Einsparpotenziale beim Bauen und Entsorgen zielgerecht angegangen werden.
AIUIF MACHT MUT FÜR DIE ZUKUNFT – Recycling-Initiative im Aufwind
Frankfurt, 26. Oktober 2020 – Sie gewinnt immer mehr an Einfluss und Bedeutung: Die Rede ist von der Recycling-Initiative AIUIF e.V. Auf der 10. Mitgliederversammlung im Oktober berichtete Vorstand Walter Lonsinger über bemerkenswerte, sehr positive Entwicklungen. „Unsere Mitglieder haben durch den geschlossenen Wertstoffkreislauf 270.000 Tonnen des schädlichen Klimagases CO2 eingespart.“ Darüber hinaus wurden viele neue Mitglieder gewonnen und 2019 das Volumen der gebrauchten Aluminiumschrotte deutlich gesteigert.
Die positive Jahresbilanz präsentierte Lonsinger den Mitgliedern auf virtuellem Weg. Bedingt durch die Corona-Pandemie mussten im aktuellen Jahr viele geplante Aktionen ausfallen oder auf digitalem Weg erledigt werden, so auch die Mitgliederversammlung. Hoch erfreut ist man über den Anstieg der Mitgliederzahl. „Seit Oktober 2019 können wir 29 neue Mitglieder begrüßen. Das bedeutet einen Zuwachs von 15 Prozent und unterstreicht, wie wichtig die Arbeit des Vereins geworden ist“, betont Lonsinger.
Auch beim Volumen der recycelten Aluminiumschrotte hat der Verein im Jahr zugelegt. Wurden 2018 dem Kreislauf noch 26.172 Tonnen gebrauchtes Aluminium aus Bauanwendungen zugeführt, waren es im letzten Jahr schon 34.437 Tonnen. „Das sind 31,6 Prozent mehr und bedeutet eine CO2-Einsparung von 270.000 Tonnen“, so der AIUIF- Vorsitzende.
Er hob hervor: „Auch wenn wir bedingt durch die Corona-Pandemie diese Zahlen im Jahr 2020 voraussichtlich nicht erreichen werden, weisen unsere Aktivitäten in die richtige Richtung. Derzeit rechnen wir mit einem Rückgang von 5.000 Tonnen im Jahresdurchschnitt.“
Gleichzeitig forderte Lonsinger die Systemhäuser auf, bei den Verarbeitern, Architekten und Planern weiter für eine Mitgliedschaft im AIUIF e.V. zu werben. „Vor allem bei Architekten müssen wir noch mehr darauf drängen, dass bei Ausschreibungen entsprechende Vorgaben gemacht werden. Es wäre wünschenswert, wenn nur Betriebe anbieten dürften, die nachweisen können, dass sie sich an einem geschlossenen Wertstoffkreislauf für Aluminium am Bau beteiligen. Dies wäre auch insbesondere bei Rückbau- Abbruchunternehmen wünschenswert“.
Studie liefert Argumente
Um die Lobbyarbeit weiter zu intensivieren, hat die Initiative in diesem Jahr die Aktualisierung einer Studie in Auftrag gegeben, die einen genauen Überblick über die Aluminiumschrott-Materialkreisläufe einschließlich des Abbruchs liefert. „Schon im Jahr 2014 konnten wir daraus wertvolle Argumente gewinnen, und aufzeigen wie wichtig ein closed loop für Aluminium am Bau ist“, resümierte er. Während die gesamte Auswertung nur den Mitgliedern vorliegt, soll schon in wenigen Wochen eine Zusammenfassung für alle Interessierten erscheinen. Experten gehen davon aus, dass 2019 insgesamt 110.000 Tonnen Aluschrott im Hochbau angefallen sind. Davon gingen 58.000 Tonnen wieder in die Herstellung von Hochbauprodukten. „Damit wird klar, dass über unsere Initiative mehr als die Hälfte (53 Prozent bzw. 34.437 Tonnen) dieses Materials dem Kreislauf zugeführt werden. Wir werden versuchen, die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammenzufassen und noch in diesem Jahr der Öffentlichkeit ausführlich vorzustellen. Damit können wir den intensiven Dialog mit Entscheidern aus Wirtschaft und Politik fortsetzen“, versprach Lonsinger. Er bedankte sich ausdrücklich bei den Systemhäusern SCHÜCO, RAICO, WICONA, HUECK und dem Isoliersteghersteller TECHNOFORM, die durch eine Beteiligung an den Kosten die Durchführung der Studie ermöglicht hätten.
Neue Internetseite
Auch der engagierte Vorsitzende musste sich in den zurückliegenden Wochen den Auswirkungen der Corona-Pandemie beugen. Statt sich bei Besprechungen und Tagungen für den geschlossenen Kreislauf ausgedienter Aluminiumbauteile einzusetzen, hat er die bisherige Dialogstrategie überarbeitet. „Megathemen wie Klimaschutz und der Umgang mit wertvollen Ressourcen machen es notwendig, auch unsere Kommunikation immer wieder auf den Prüfstand zu stellen.“ Die vergangenen Monate hätten gezeigt, wie wichtig es sei, auch ohne persönlichen Kontakt intensiv zu kommunizieren. „Wir konnten die Zeit nutzen und zum Beispiel unsere Webseite komplett überarbeiten“, so Lonsinger.
„Der messbare Erfolg unserer Arbeit hat den neuen Web-Auftritt notwendig gemacht. Immer häufiger recherchieren Kommunen, Umweltfachleute, Interessenvertretungen sowie Architekten, Planer und Ingenieure, wie der Kreislauf von Aluminium aus dem Baubereich am Beispiel des AIUIF funktioniere. Diesen Ansprüchen sollen nun die neue Gestaltung und ein serviceorientierter Inhalt gerecht werden. Auch in der Kommunikation gibt es Änderungen: Ein Newsletter für Mitglieder und Interessierte sowie die verstärkte Präsenz über Twitter sollen den Dialog mit Entscheidern weiter intensivieren.
Ausblick mit Zuversicht
Wie sehr die Arbeit des Vereins beachtet wird, zeigen Anfragen aus anderen Bau-Gewerken. „Wir führen interessante Gespräche mit anderen Verbänden und Firmen, die sich über unsere Arbeit erkundigen. Zum Beispiel denkt auch die
Flachglas-Branche stärker über das Recycling ihres Werkstoffes und mögliche Kooperationen nach“, so Lonsinger weiter. Auf jeden Fall aber bleibe der Werkstoff Aluminium im Fokus: „Wir führen zwar auch auf europäischer Ebene Gespräche – unsere Aktivitäten konzentrieren sich dennoch klar auf Deutschland.“
Beim Thema „Green Deal“ will der Verein aktiv werden und zeigen, wie gut sich die Mitglieder aus der Metallbau-Branche schon aufgestellt haben. Ein Beispiel für die guten Chancen des Werkstoffes wird ein Dialog mit dem Institut Bauen und Umwelt (IBU). Um qualifizierte Informationen zum Recyclingpotenzial von Werkstoffen und Bauprodukten zur Verfügung stellen zu können, wird dort im Auftrag des Umweltbundesamtes eine Systematik für Circularity Module zu Umwelt-Produktdeklarationen (CM-EPD) entwickelt. „Für unseren Werkstoff Aluminium ist das eine riesige Chance, ganz vorne dabei zu sein. Wir sind bereit, das kreislaufgerechte Bauen der Zukunft zu unterstützen“, resümierte der Vorsitzende.
Wir stärken das Interesse an nachhaltigen Wertstoffkreisläufen
Frankfurt, 20. April 2020 – Der AIUIF führt aktuell rund ein Drittel der in Deutschland anfallenden Aluminiumschrotte aus dem Baubereich einem geschlossenen Wertstoffkreislauf zu und fördert damit den energiesparenden, ressourceneffizienten und umweltgerechten Umgang mit Aluminium. Das Effizienz- und Klimapotential des Recyclings ist beim Werkstoff Aluminium besonders hoch. Gegenüber der Primärproduktion von Aluminium werden etwa 95 Prozent Energie gespart. Zugleich werden der Abfluss von Schrotten aus Deutschland sowie das Downgrading wertvoller Legierungen unterbunden. Im Interview spricht der AIUIF-Vorstandsvorsitzende Walter Lonsinger über aktuelle Entwicklung und Erfolge der Initiative.
Frage: Bauherren, Planer, Architekten sowie Bau- und Umweltverwaltungen pflegen teilweise Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von Aluminium im Fenster- und Fassadenbereich. Stimmt das eigentlich noch?
Walter Lonsinger: Megathemen wie Klimaschutz und Ressourcenschonung definieren eindeutig neue Rahmenbedingungen. Energie- und damit klimaschonende Werkstoffe und Technologien werden eindeutig positiver bewertet. Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft oder adäquate optimierte Recycling-Prozesse können schon bald zu den vorrangigen Politik-Strategien zählen. Ich glaube, wir stehen vor großen Umbrüchen, auf die wir uns rechtzeitig vorbereiten müssen.
Frage: Was heißt das?
Walter Lonsinger: Bei den angesprochenen Personengruppen handelt es in der Regel um Fachleute, die die konstruktiven, ästhetischen und ökonomischen Vorteile des Werkstoffs Aluminium kennen und wertschätzen. Andererseits stoßen wir bei insbesondere Bauherren, Nichtregierungsorganisationen oder in der öffentlichen Verwaltung nicht selten auf einen Wissens- und Kenntnisstand zu den ökologischen Aspekten des Werkstoffs, der der aktuellen Entwicklung und dem Stand der Technik deutlich nachläuft. Wenig bekannt sind vor allem die unterschiedlichen Qualitätsstufen des Recyclings.
Frage: Können Sie das konkretisieren?
Walter Lonsinger: Die Landeshauptstadt München möchte vorbildlich im Gebäudebereich sein. Dazu zählen der sparsame Umgang mit Rohstoffen und Energie und die Reduzierung von Umweltbelastungen. Ferner sollen gesunde Wohnverhältnisse geschaffen und günstige Energie- und Lebenszykluskosten erreicht werden. Für Baustoffe gilt, dass nur Materialien verwendet werden dürfen, die mit geringem Energieaufwand und geringen Schadstoffemissionen hergestellt, verarbeitet oder eingebaut werden, Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen nicht beeinträchtigen sowie umweltschonend unterhalten, wiederverwendet oder beseitigt werden können. Das Konzept verabschiedete der Stadtrat im Jahre 1995, seitdem sind diese Rahmensetzungen bei öffentlichen Gebäuden oder der baulichen Nutzung städtischer Grundstücke umzusetzen. Aber der Kriterienkatalog der Landeshauptstadt München für ökologisches Bauen umfasst auch konkrete Verwendungsverbote oder Verwendungseinschränkungen. Für Aluminiumbauteile heißt es wörtlich: Nicht zulässig (ist) insbesondere Aluminium im großflächigen Einsatz. Die Landeshauptstadt des Freistaats Bayern hat damit weit über die Stadtgrenzen hinaus den Eindruck vermittelt, dass der großflächige Einsatz von Aluminium im Baubereich unerwünscht ist. Die Formulierung „zum überwiegenden Teil aus Sekundäraluminium“ führte zu Unsicherheiten bei Ausschreibungen und Leistungsverzeichnissen.
Der AIUIF hat diese Aussagen zum Anlass genommen, über die Stadtbaurätin einen Dialog mit den zuständigen Dienststellen aufzunehmen. In mehreren intensiven Fachgesprächen konnte die Situation nun sowohl im Sinne der ökologischen Anliegen der Stadt wie auch aus Sicht des AIUIF zufriedenstellend gelöst werden. Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung München brachte zum Ausdruck, dass die Verwendung von Aluminiumfenstern nicht als großflächiger Einsatz zu bewerten ist. In der Regel sind Pfosten-Riegel-Konstruktionen mit Aluminiumprofilen zulässig. Ungern gesehen wird die Verwendung von reinem Primäraluminium beispielsweise als vollflächige Fassade oder als Dachdeckung. Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung empfiehlt in jedem Fall, vor Bauantragstellung einen Beratungstermin durchzuführen.
Frage: Also ein erfolgreicher Dialog?
Walter Lonsinger: Ja, zweifellos! Unsere Fachgespräche hatten ferner das Ziel, die Leistungen des AIUIF und seiner Mitglieder und Partner zu verdeutlichen. Es konnte dargelegt werden, dass die kommunale Bauverwaltung einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Umwelt- und Ressourcenpolitik erbringt, wenn sie die Leistungen des AIUIF und seiner Mitglieder sowie Partnerunternehmen aktiv unterstützt. Es bestand Einvernehmen in der Einschätzung, dass das optimierte Recycling von Aluminium und anderen Wertstoffen im Baubereich ausgeweitet werden muss.
Frage: Sie kennen sicherlich das Sprichwort, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer …
Walter Lonsinger: … deshalb setzen wir unsere Dialogstrategie fort, ganz aktuell in Berlin. Ende 2018 wurde in Berlin die Publikation „Standards für den Neubau von Schulen“ der Berliner Schulbauoffensive veröffentlicht. Herausgeber ist die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Dort heißt es: „Bei Außenfenstern sind Kunststoffkonstruktionen und reine Aluminiumkonstruktionen zu vermeiden. Abweichungen sind zu begründen. Holzfenster mit Aluschale sind zulässig.“ Begründungen oder Erläuterungen zu dieser Empfehlung wurden nicht gegeben.
Aufgrund des ressortübergreifenden Ansatzes und einer Vielzahl von Mitautoren war die Identifizierung geeigneter Ansprechpartner in Berlin für uns schwierig und zeitintensiv. Schließlich fanden wir in der Senatsverwaltung Umwelt und Beschaffung offene und interessierte Gesprächspartner, die uns die komplexe Entstehungsgeschichte des Leitfadens rekonstruieren konnten.
Der Berliner Senat legt verstärktes Augenmerk auf die Beschaffung umweltverträglicher Leistungen und Produkte. Das Berliner Abgeordnetenhaus hat mit dem bereits 2010 in Kraft getretenen Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz (BerlAVG) alle öffentlichen Beschaffungsstellen des Landes verpflichtet, bei der Beschaffung ökologische Kriterien unter Berücksichtigung von Lebenszykluskosten anzuwenden. Zudem wurde der Senat ermächtigt, eigene Verwaltungsvorschriften für ein umweltfreundliches Beschaffungswesen zu erlassen. Aufgrund dieser Ermächtigungsgrundlage hat der Berliner Senat 2012 die Verwaltungsvorschrift „Beschaffung und Umwelt“ beschlossen, die, so die Senatsverwaltung gegenüber dem an dem AIUIF, keine Beschaffungsbeschränkungen für Aluminium enthält.
Frage: Reicht das, um den Werkstoff in der praktischen Anwendung voranzubringen?
Walter Lonsinger: Die Berliner Senatsverwaltung lässt derzeit ein Leistungsblatt für die Umsetzung der oben genannten Verwaltungsvorschrift im Hinblick auf den Rückbau öffentlicher Gebäude in Berlin erstellen. Wir konnten zu einem frühen Zeitpunkt aufzeigen, dass ein prozessoptimiertes zertifiziertes Aluminiumrecycling ein wichtiges Element für den ökologischen und nachhaltigen Rückbau von Gebäuden ist. Die Gespräche werden fortgesetzt, um eine feste Verankerung des optimierten Recyclings in Verwaltungsvorschriften des Berliner Senats zu erreichen.
Frage: Sie bezeichneten eingangs die Kreislaufwirtschaft als Megathema. Was veranlasst Sie zu dieser Einschätzung?
Walter Lonsinger: Die neue EU-Kommission hat Ende 2019 den „Europäischen Grünen Deal“ vorgestellt. Angestrebt wird eine Klimaneutralität der EU bis 2050. Die Treibhausgasemissionen müssen nun deutlich schneller sinken, als bisher geplant. Gleichzeitig soll das Wachstum der Wirtschaft gewährleistet bleiben und ungünstige Wohlstandsverteilungen ausgeglichen werden. Bereits am 4. März dieses Jahres wurde der Entwurf eines europäischen Klimagesetzes vorgelegt, in dem das Ziel Klimaneutralität bis 2050 fixiert wurde. In der deutschen Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 soll das Klimagesetz im Europäischen Rat verabschiedet werden. Zum Green Deal gehören etwa 35 weitere Einzelmaßnahmen. Zumindest zwei Handlungsfelder betreffen die Aktivitäten des AIUIF.
Frage: Welche?
Walter Lonsinger: Erstens Gebäude und Renovierung: Die Kommission will noch 2020 eine offene Plattform einrichten, die den Gebäude- und Bausektor, Architekten und Ingenieure sowie die lokalen Behörden zusammenbringt, um Energieeffizienz und Renovierungen zu stimulieren. Zweitens sollen nicht nur bei der Gestaltung von Gebäuden, sondern bei möglichst vielen Wirtschaftstätigkeiten die Belange der Kreislaufwirtschaft berücksichtigt werden. Für die klimaneutrale Wirtschaft sollen 100 Milliarden Euro investiert werden, davon die Hälfte aus dem EU-Haushalt. Eine Präzisierung des Programms soll folgen. Im Zentrum steht die Förderung von Wirtschaftssektoren mit geschlossenen Kreisläufen sowie niedrigem Energieverbrauch und geringen Emissionen.
Frage: Was bedeutet das für den AIUIF und seine
Mitglieder?
Walter Lonsinger: Wenn wie geplant, die Kreislaufwirtschaft ein zentrales Element der künftigen EU-Wirtschafts- und Klimapolitik wird, wird für den Einsatz von Aluminium im Bausektor die Arbeit des AIUIF massiv an Bedeutung gewinnen. Sowohl die Mengenentwicklung wie auch die Mitgliederzahl werden steigen, wenn Unternehmen ein prozessoptimiertes Recycling nachweisen müssen. Andererseits wird möglicherweise der AIUIF sein bisheriges Zertifizierungsmodell weiterentwickeln müssen. Wir planen zu diesem Zweck die Ausarbeitung eines Positionspapiers mit den Leistungen und Zielen des A/U/F im Hinblick auf den europäischen Grünen Deal und werden unseren Dialog mit ausgewählten Abgeordneten des Europäischen Parlaments ausweiten.